Pressemitteilung vom 16. Juli 2024
Die GEW Südhessen unterstützt die Presseerklärung hessenweiter Elternvertretungen „Drastische Kürzungen im Schulbereich in Hessen: Eltern fordern ein Ende der Einsparungen und das Einhalten der Versprechen aus dem Koalitionsvertrag“ vom 15.07.2024 (Link).
Immer mehr Aufgaben kommen auf die Lehrkräfte zu. Dies nicht zuletzt mit dem perspektivischen Ganztag, der absehbar in den Grundschulen beginnt und mit deutlich mehr Ressource zu hinterlegen ist. Aber nicht nur hier braucht es nicht weniger, sondern erkennbar mehr Mittel - auch im Bereich der Integration, die Kolleg*innen gern zu leisten bereit sind, aber dafür eben auch ein Mehr an Unterstützung brauchen. Selbst in Zeitungen wie der FAZ wird darauf hingewiesen, dass die Aufgabe für die Pädagogen zu groß ist, als dass sie diese ohne die entsprechende Ausstattung in räumlicher und sächlicher Lage erfüllen könnten. Vieles ließe sich ergänzen, zum Bespiel, dass die sogenannte Superdiversität ja bereits in Grundschulen gegeben ist. Nicht nur Integration, sondern auch Inklusion soll dort gelingen. Doch auch die wichtigsten und richtigsten die Aufgaben können ohne entsprechende Ressourcen nicht erledigt werden.
Bereits jetzt wird deutlich, dass für einzelne Schulformen keine ausgebildeten, qualifizierten Lehrkräfte mehr zu bekommen sind. Besonders eklatant ist dieser Mangel in den Grundschulen. Aber auch an anderen Schulformen wirkt sich dieser Mangel aus, wenn beispielsweise Lehrkräfte mit einem geeigneten Lehramt nicht mehr an Gesamtschulen unterrichten wollen, weil dort die Belastungen und Herausforderungen besonders hoch sind und mit den Plänen der Regierung in dieser Schulform weiter ansteigen werden.
Damit sinkt die Attraktivität des Lehrerberufs weiter besonders in den Schulformen (Grundschule und Haupt- und Realschullehramt), in denen die Kollegen am dringendsten Unterstützung brauchen. Auch wenn Lehrkräfte nicht kurzfristig für alle anstehenden Bedarfe gefunden werden können, ist es genau der falsche Weg, dem System Schule Mittel zu entziehen. Die richtige Antwort wäre, den Beruf auch finanziell attraktiver zu machen und den Kollegen nicht dauert das Gefühl des Scheiterns zuzumuten, welches sie ganz oft in einem faktisch ausgrenzenden und exklusiven System täglich erleben.
Ein wenig zynisch könnte angefügt werden, dass das Startchancenprogramm, das nun Schulhelfer an die Schulen entsendet, als großer Placebo für den Fachkräftemangel genutzt wird. So wird das Programm nicht helfen.
„Nirgendwo sonst treffen, wenn es gut läuft, alle Teile der Gesellschaft aufeinander. Nirgendwo sonst hat die Gesellschaft so viel Einfluss auf junge Menschen wie in der Schule, wo Kinder über Jahre hinweg viele Stunden am Tag von Pädagogen betreut werden. Die Schule ist es, die Mädchen und Jungen die Kompetenzen vermitteln soll, um beruflich auf eigenen Beinen zu stehen. Und sie soll sie zu mündigen Bürgern machen, die ihren Beitrag zum Gemeinwesen leisten und sich der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet fühlen.“
So steht es aus Sicht der GEW Südhessen völlig richtig im Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 07.07.2024. Wer an dieser Stelle spart, spart an der Integrationsleitstungsfähigkeit unserer Gesellschaft.
Und es werden hier nicht nur Lehrkräfte gebraucht, sondern auch Pädagogen, die Lehrkräfte entlasten und Schüler unterstützen können.
Das Versprechen aus der Erklärung des damaligen Kultus- und heutigen Finanzministers zur Einstellung neuer Lehrkräfte als höchste Priorität hat für die Landesregierung offenbar keine Gültigkeit mehr. Wer in Zeiten des Lehrkräftemangels mit Regierungsentscheidungen zur weiteren Verschlechterung der finanziellen Ausgestaltung des Bildungsbudgets agiert, wird damit kaum Rahmenbedingungen schaffen, die neue Kräfte begeistern können.
Das angestrebte Ziel „Aus Überzeugung für gute Bildung“ muss bereits zum Ende des ersten Schuljahres der Landesregierung als gescheitert bewertet werden. Wer gute Bildung will, muss tief in die Tasche greifen, wer bessere Bildung will, muss noch mehr in die Zukunft der Kinder und der Gesellschaft stecken. Wer mit der Arbeit zufriedene oder vielleicht manchmal auch über die Ergebnisse ihrer Arbeit glückliche Pädagogen und Lehrkräfte will (und braucht), muss die Bedingungen dafür schaffen, dass Bildung gelingt.