Warum wir ein Schulfach Medienbildung brauchen

Prof. Dr. Sabine Schiffer

Donnerstag, 13.10.2022, 19 Uhr

Offenbach am Main

Prof. Dr. Sabine Schiffer
Donnerstag, 13.10.2022, 19 Uhr
Locomotion Tanzbühne,
Seligenstädter Str. 107, 63073 Offenbach am Main

Das meiste, das wir tun, tun wir durch Sprache. Und das meiste, das wir wissen, wissen wir über Medien. Die Spra-che der Medien, mitsamt der Bildsprache, verdient also unsere kritische Aufmerksamkeit. Die besondere Verantwortung für das Aufbereiten von Debattenräumen für die Gestaltung der Gesellschaft und schließlich der Welt liegt nicht nur aufseiten der Medienmachenden, sondern ebenso aufseiten derer, die Medien nutzen, um sich zu informieren.
In Lehrplänen ist das Thema verankert, aber es gibt weder einen systematischen Lehrplan, noch evaluiertes didaktisches Material. Viel wird dem Engagement einzelner Lehrkräfte aufgebürdet und die IT-Branche versucht das Thema auf digitale Fragen zu reduzieren. Dabei gehören alle Bereiche der Medienbildung zum lebenslangen Lernen.
Die Reflexion über Medien und Meinungsbildung muss systematisch geschult werden, um das zu erreichen, was man für eine Demokratie braucht: Medienkompetenz, oder besser Media Literacy. Auch und gerade in Demokratien, wo Desinformation besonders subtil daherkommt, gilt es einen medienkritischen Blick zu fördern, damit nicht die Darstellung mit dem Sachverhalt verwechselt wird. Dabei spielen Wording und Framing ebenso eine Rolle, wie Anordnungsfragen und andere Techniken der medialen Aufbereitung von Themen.

Mit ihrem Buch „Medienanalyse – ein kritisches Lehrbuch“ legte Sabine Schiffer einen Ansatz vor, wie man systematisch Medienbildung schulen kann. Anhand einschlägiger Beispiele werden im Vortrag die Möglichkeiten der Analysemethoden vorgestellt und aufgezeigt, dass Verzerrungen und Manipulationen keine Spezifika des Internets sind.
Die anschließende Diskussion über Anwendungsmöglichkeiten im Schulunterricht, aber auch in der politischen Kommunikation, steht für alle Interessierten offen.

Die Referentin:
Sabine Schiffer studierte zunächst Sprachwissenschaft und promovierte 2004 an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Dort gründete sie 2005 das Institut für Medienverantwortung, das seinen Sitz inzwischen nach Berlin verlegte. 2018 wurde Sabine Schiffer auf eine Professur im Fachbereich Journalismus und Kommunikation an die Hochschule für Medien Kommunikation und Wirtschaft in Frankfurt/Main berufen. 2013 war sie Mitinitiatorin der Initiative für einen Publikumsrat beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
2014 gab sie den Sammelband „Ukraine im Visier“ zusammen mit Ronald Thoden heraus, 2021 publizierte sie zusammen mit Constantin Wagner die zweite Auflage von „Antisemitismus und Islamophobie“, eine kritische Diskursanalyse. Sie ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Freidenker-Verbandes.