GEW Hessen News Feed http://dev.vbox.intern de_DE GEW Hessen Sat, 20 Apr 2024 06:48:37 +0200 Sat, 20 Apr 2024 06:48:37 +0200 TYPO3 EXT:news news-595 Mon, 25 Mar 2024 11:41:21 +0100 Kriegstüchtige Schüler? Ja doch! https://gew-suedhessen.de/home/details/kriegstuechtige-schueler-ja-doch Meinung: Das strack-starke FDP-Zweigestirn mit den 4 Namen hat wieder zugeschlagen.1.  Mochte der einen mit ihrer Taurus-Geilheit der Koalitionsfriede egal sein, legt nun die andere nach und verlangt, den Krieg in die Schulen zu tragen. Sie möchte Zivilschutzübungen, ein 'unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr' und den Einsatz von Bundeswehr-Personal, um zu lehren, "was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut". 

(Dafür ist die Truppe ja prädestiniert, nach den glorreichen Einsätzen in Afghanistan und Afrika.) Ein Lehrerverband, der zuvorderst als Standesvereinigung konservativer Gymnasial-Philologen gilt, sekundiert: Im Politikunterricht müsse mehr Wissen über die Bundeswehr und ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung vermittelt werden.2. 

 

Armee und Schule, das ist ein altes Thema. In seinen historischen Kontext passt Folgendes:

Im Kaiserreich, das seiner militaristischen Tradition treu geradeswegs in den 1. Weltkrieg marschierte, war, nach Wilhelm II, "die Armee die Schule der Nation". Nun, deren Leistungen beschäftigten die Welt von 1914-1918, und noch nach ihrem Untergang. 

Gustav Heinemann, der 1950 als Innenminister wegen der von Konrad Adenauer eingeleiteten Wiederbewaffnung der Bundesrepublik zurücktrat und später als 3. Bundespräsident bei passender Gelegenheit die Bundeswehr besuchte, stellte deren Rolle für die BRD klar und mahnte: "Die Schule der Nation ist die Schule". 

 

Das ist lange her, heute ist Zeitenwende, da gibt es einen Minister für 'Kriegstüchtigkeit' - mit wohlwollender Zustimmung aller Parteien, außer von Links.3.  Warum nicht anfangen bei der Jugend, der Zukunft unseres Landes? Warum jetzt immer noch Zurückhaltung bei der Durchmilitarisierung der Republik? 

Man braucht bloß ein wenig Phantasie, die sich nicht von langweiliger Friedens-, sondern von der viel spannenderen Kriegslogik leiten lässt, und schon sieht man, morgen, pünktlich 7.50 Uhr, auf dem Parkplatz der gerade umbenannten Erwin-Rommel-Schule, mitten in der Stadt, den Leo 2 anrauschen, der Panzer steht, wippt noch kurz, die Luke geht auf, heraussteigt, im Kampfanzug mit Laptop unterm Arm, unser neuer Geschichtslehrer, jung, dynamisch. Der Herr Oberleutnant wird im Lehrerzimmer begrüßt vom Direktor, der jetzt als Kommissar der Standortverwaltung Leiter dieser ‚Außenstelle’ der Division Schnelle Kräfte ist.   Vollzähligkeitsmeldung! Eine Klasse fehlt.

Schlamperei? Ach was, sie ist doch für 2 Wochen in der Geländeausbildung. 

 

Bravo, Frau Bildungsministerin, das hatte unseren Schulen noch gefehlt!  Denn die übrige Bilanz der Bildungspolitik ist ja eine Erfolgsgeschichte:

Schulgebäude in bestem Zustand, kleine Klassen, kein Unterrichtsausfall, Integration und Inklusion voll erfüllt, die Grundschulkinder liefern in internationalen Vergleichen beste Testergebnisse, und es ist nicht die soziale Herkunft oder der Geldbeutel der Eltern, der über den Schulerfolg bestimmt. Bravo nochmal! 

 

1. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Verteidigungsausschussvorsitzende, Mitglied des FDP-Präsidiums und des Vorstands der FDP-Bundestagsfraktion. Unermüdliche Treiberin von Waffenlieferungen an die Ukraine. Stimmte mit der CDU gegen die Koalition für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern.

Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Finanzausschussvorsitzende, Mitglied des Bundesvorstands und des Präsidiums der FDP. 

2.  Nach übereinstimmenden Pressemeldungen v. 18.3.2024 

3. Boris Ludwig Pistorius, Minister der Verteidigung. Von interessierter Seiter wird er gerade in Stellung gebracht als Kandidat für die Ablösung des Bundeskanzlers (SWR aktuell v. 21.3.24) 

   

Verantw.: Ralf Schrader, Marburger Bündnis Nein zum Krieg        

23. März 2024 

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Aktuell
news-594 Tue, 19 Mar 2024 08:29:31 +0100 BV GEW Südhessen macht Didacta https://gew-suedhessen.de/home/details/bv-gew-suedhessen-macht-didacta Zum dritten Mal führte der BV Südhessen eine Fahrt zur Didacta durch. War die erste Fahrt nach Köln noch  mäßig angenommen worden, so änderte sich dies sprunghaft bei der nächsten Fahrt nach Stuttgart, zwei Busse wurden benötigt, die unabhängig voneinander in Wiesbaden und Darmstadt abfuhren. Bei der diesjährigen Fahrt nach Köln waren es wieder zwei Busse. Für GEW-Mitglieder ist dieser Service kostenlos, Nicht-Mitglieder zahlen einen geringen Beitrag von 20,- Euro, LiVs 5,- Euro. Die Restsumme wird durch einen Bus-Bonus der Messe (jew. 100,- Euro) und durch den Bezirksverband abgesichert.

In acht großen Hallen wurden neue Lehrwerke für alle Schulformen und Unterrichtsfächer präsentiert. Auf zahlreichen Diskussionsforen der einzelnen Verlage oder auf Plattformen der großen Medienanstalten, der Zeitungsverlage oder an Ständen der Vereine und Verbände wurden digitale Konzepte und bildungspolitische Fragen diskutiert. Die GEW war durch einen großen Stand mit reichlich Platz für Gespräche und gemütlichen Lese-Ecken in Halle 7 vertreten. Kaffee, Tee und Kuchen gab es kostenlos. 

Im Zentrum des Interesses standen die elektronischen Medien, nicht so sehr Ipad und Smartphone, jedoch das von Schülerinnen und Schülern verstärkt in Anspruch genommene ChatGPT und die sich daraus ergebenden Herausforderungen im Alltag der Lehrkräfte. Hier reichte die Spanne der Lösungsansätze von Handyverboten bis hin zur Einbindung dieser Mediendienste in den Unterricht, selbst an Grundschulen. Ein Ergebnis gibt es bisher nicht, wenngleich viele Lehrerinnen und Lehrer eine Lösung für dringend notwendig erachten.

Auf engstem Raum wurde die ganze Breite des Bildungsangebots anschaulich dargeboten. Zwischen internationaler Küche, Eis- und Waffelständen arbeiteten sich die vielen Besucher der Bildungsmesse durch die schier unendlichen Reihen der Anbieter. Alle acht Hallen abzuklappern ist kaum zu schaffen, weshalb die Stände in der Regel so verteilt sind, dass sich die unterschiedlichen Lehrkräftetypen auf die ihnen wichtigen Inhalte in den thematisch geordneten Hallen konzentrieren können. 

Für die am Auslandsschuldienst interessierten Kolleginnen und Kollegen hatte die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) um sich herum in Halle 8 einen Kokon aus mittlerweile 90 Deutschen Auslandsschulen aufgebaut. An diesen Ständen konnten gezielt Informationen eingeholt, Schulleitungen kontaktiert und wichtige persönliche Weichenstellungen bezüglich eines Auslandsaufenthalts vorgenommen werden. Auch die Arbeitsgruppe Auslandslehrkräfte (AGAL) der GEW hatte wieder einen kostenlosen Stand von der ZfA erhalten.

Johanna Browman (WI) und Günther Fecht (DA) hatten – wie in den beiden Jahren vorher - die Leitung der beiden Busse übernommen und den Kolleginnen und Kollegen auf der Fahrt Hinweise und Tipps für die Messe gegeben. Martina Kessler versorgte die Busse vor der Abfahrt mit Snacks und Getränken und hatte im Vorfeld die Anmeldungen im GEW-Büro Darmstadt entgegengenommen sowie die Busse gemietet. 

Auch im nächsten Jahr wird der BV GEW Südhessen wieder eine Didactafahrt organisieren. Dann geht es nach Stuttgart. Termin: Mittwoch, der 12.02.25; Abfahrt: Darmstadt Hbf und Wiesbaden Hbf. Wir empfehlen, sich rechtzeitig das Okay der Schulleitung abzuholen (Fortbildung!) und sich dann im GEW-Büro Darmstadt einen Platz zu sichern.

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Aktuell
news-593 Fri, 15 Mar 2024 14:05:42 +0100 Tarifabschluss in Hessen: „Endlich bekommen die Kolleg:innen mehr Gehalt!“ https://www.gew-hessen.de/details/tarifabschluss-in-hessen-endlich-bekommen-die-kolleginnen-mehr-gehalt Neuer Tarifvertrag für Tarifbeschäftigte des Landes Hessen Aktuell news-592 Mon, 04 Mar 2024 13:00:44 +0100 Mehr Durchblick über die Zusatzrente bekommen? https://gew-suedhessen.de/home/details/mehr-durchblick-ueber-die-zusatzrente-bekommen Dienstag, 16.04.2024 von 17:00 Uhr bis 19.30 Uhr ins Alte Schalthaus Die Zusatzversorgung ist ein wichtiger Baustein der Altersversorgung im öffentlichen und kirchlichen Dienst, doch die wenigsten durchblicken dieses System. Daher laden wir euch am

Dienstag, 16.04.2024 von 17:00 Uhr bis 19.30 Uhr ins Alte Schalthaus

(Rodensteinweg 2, 64293 Darmstadt | Haltestelle Hauptbahnhof oder Rodensteinweg/Altes Schalthaus | Parkplätze vorhanden)

zu einer Infoveranstaltung ein. 

Die Beschäftigten des Bundes und der Länder (auch der TU Darmstadt) sind bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) versichert, die kommunalen und kirchlichen Arbeitgeber haben eigene Zusatzversorgungskassen (ZVK) für ihre Beschäftigten. Zugrunde liegen aber die gleichen tarifvertraglichen Regelungen.

Als Referentin konnten wir mit Gesa Bruno-Latocha vom GEW-Hauptvorstand in Frankfurt/Main eine Spezialistin auf diesem Gebiet gewinnen. 

Folgende Themen haben wir für die Infoveranstaltung vorgesehen:

  • Was ist die Zusatzversorgung?
  • Wie hoch wird meine VBL-/ZVK-Rente sein?
  • Was kostet mich die VBL/ZVK?
  • Wie wird meine VBL-/ZVK-Rente besteuert?
  • Wie ist das mit der Krankenversicherung?
  • Was ist und wie geht Entgeltumwandlung?
  • Tut sich was in Sachen VBL/ZVK?
  • Eure Fragen

Wenn Ihr darüber hinaus Fragen habt, könnt Ihr diese bereits mit Eurer Anmeldung mitteilen. Der Referentin werden diese Fragen dann vorab zugeschickt, damit sie sich darauf vorbereiten kann.

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Aktuell
news-591 Thu, 29 Feb 2024 08:52:00 +0100 Zivilklausel-Kongress 2024 in Frankfurt https://gew-suedhessen.de/home/details/zivilklausel-kongress-2024-in-frankfurt 16. und 17. März 2024

Zivilklauseln sind über viele Jahrzehnte erkämpfte Selbstverpflichtungen an über 70 Hochschulen, allein für zivile Zwecke zu lehren, zu lernen und zu forschen. Ganz im Sinne der sog. „Zeitenwende“ fordern Spitzenpolitiker*innen wie der CDU Parteivorsitzende Friedrich Merz, die Bundesbildungsminister*in Bettina Stark-Watzinger (FDP) und der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) die Abschaffung von Zivilklauseln. Diese seien nicht (mehr) zeitgemäß. Nach jahrzehntelanger militärischer Zurückhaltung in Folge der Niederringung des deutschen Faschismus sieht die Bundesregierung nun wieder das Potential für eine deutsche „Führungsrolle“ (Klingbeil) aufkommen, die auch durch Waffengewalt verwirklicht werden soll. 

Um dafür die Gesellschaft „kriegstüchtig“ (Pistorius) zu machen, bedürfte es auch der Militarisierung der Hochschulen als ideologische Wegbereiter und Lieferanten passender Forschungsergebnisse und Absolventen. So sollen in Hessen unter der neuen Landesregierung aus CDU und SPD die bisher bestehenden Zivilklauseln „überprüft“ werden (Koalitionsvertrag CDU/SPD). In Bayern ist Markus Söder den nächsten Schritt gegangen und fordert in einer Gesetzesvorlage gar die zwangsweise Kooperation der Hochschulen mit der Bundeswehr und im Kriegsfall mit der Rüstungsindustrie.

Wir sagen: Schluss damit!

von https://zivilklausel-kongress.dfg-vk.de 

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Aktuell
news-590 Tue, 27 Feb 2024 09:34:16 +0100 Ostermarsch 2024 https://gew-suedhessen.de/home/details/ostermarsch-2024-1 Aufruf

Die Waffen nieder! Friedensfähig statt kriegstüchtig


Deutschland muss „kriegstüchtig“ werden, erklärt Minister Pistorius. Er meint damit nicht nur die Bundeswehr, sondern die gesamte Bevölkerung. Wir lehnen eine Politik ab, die von Krieg als dem Normalfall ausgeht statt vom Friedensgebot des Grundgesetzes. Diese Politik eskaliert internationale Konflikte und militarisiert unsere Gesellschaft. Wir wenden uns gegen die innere Militarisierung in unserem Land, die eine weiteren Rechtsentwicklung verstärkt. Wir müssen nicht „kriegstüchtig“, sondern die Politik wieder friedensfähig werden.
Täglich sterben unschuldige Menschen in zahlreichen Kriegen. Die Gefahren wachsen, denn es drohen eine Ausweitung des Krieges in der Ukraine bis hin zu einem Atomkrieg, sowie eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten zu einem Flächenbrand. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine muss beendet werden. Weder militärische Offensiven, noch Waffenlieferungen oder Sanktionen gegen Russland haben zu Waffenstillstandsgesprächen geführt. Initiativen zur Beendigung der militärischen Auseinandersetzung, für einen Waffenstillstand und diplomatische Lösungen werden von der Bundesregierung abgelehnt.
Sie setzt sich für eine Fortsetzung der Kriege in der Ukraine und in Nahost ein. Ungeachtet der horren-den Zahl von Opfern lehnt sie Waffenstillstände und Verhandlungen ab. Mit dieser Erbarmungslosigkeit isoliert sie sich zunehmend.
Auch im Gaza-Krieg sind wir solidarisch mit allen Opfern und fordern einen sofortigen Waffenstillstand. Wir bekennen uns zum Existenzrecht des Staates Israels und Palästinas auf Basis von UNO-Beschlüssen. Unsere Solidarität gehört ebenso den Menschen in Nordsyrien und Nordirak, gegen die das NATO-Mitglied Türkei weiterhin eine blutige Kriegsführung betreibt. Dieser Konflikt steht auch für viele andere kriegerische Auseinandersetzungen weltweit, die hierzulande kaum wahrgenommen werden. Mit ihren Waffenlieferungen gießt die Bundesregierung Öl ins Feuer. Sie bedient dabei die Profitinteressen der Rüstungsindustrie und stützt die Vormachtstellung der USA.
Kriege und Rüstung sind Ursachen für Zerstörung des Klimas, Hungerkrisen, Flucht und Vertreibung. Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürre werden nicht bekämpft, weil das Geld für Rüstung ausgegeben wird.
Anstatt auf Diplomatie und Deeskalation zu setzen, steigen die deutschen Militärausgaben von bisher 64 auf 85 Milliarden Euro, etwa tausend Euro pro Einwohner. Das ist der größte Sprung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Wir wollen nicht den weltweit drittgrößten Rüstungsetat, der mit sozialer Verelendung in unserem Land erkauft wird.
Statt Rüstungskonzerne reich zu machen hätte man Geld, um Kinderarmut zu verhindern, den Wohnungsbau voranzutreiben, das Bildungs- und Gesundheitssystem sowie den Klimaschutz zu verbessern und die Sozialausgaben insgesamt zu erhöhen.
Es ist höchste Zeit für Friedenspolitik – in der Ukraine, im Nahen Osten und weltweit. „Der Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts“ (Willy Brandt). Nur im Frieden und nur durch gemeinsame globale Anstrengungen sind soziale Entwicklung, Schutz von Klima und Natur und eine lebenswerte Zukunft für alle möglich.
 

Es ist zu Ostern dringlicher denn je, als zivilgesellschaftliche Opposition auf die Straße zu gehen. Wir fordern
• einen Stopp aller Waffenlieferungen
• glaubwürdige diplomatische Initiativen
• Sozialausgaben, zivile Infrastruktur und Klimaschutz auszubauen
• Visa und Asyl für alle Kriegsdienstverweigerer
• Beibehaltung von Zivilklauseln, Militarisierung an hessischen Hochschulen stoppen.
Abrüsten statt aufrüsten

von: Ostermarschbüro, W.-Leuschner-Straße 69-77, 60329 Frankfurt am Main
e-mail: Frieden-und-Zukunft@t-online.de Aktuelle Infos im Internet unter www.frieden-und-zukunft.de 

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Aktuell
news-589 Tue, 27 Feb 2024 09:18:24 +0100 Mitmachaktionen der GEW aktuell https://gew-suedhessen.de/home/details/mitmachaktionen-der-gew-aktuell MITMACHAKTIONEN der GEW aktuell: 

  • Macht mit: Umfrage zu den Personalratswahlen 2024

Für sozialpädagogische Fachkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte an Förderschulen 

https://www.gew-hessen.de/details/macht-mit-umfrage-zu-den-personalratswahlen-2024

  

  • BERTHA-VON-SUTTNER - Friedenspreis für die Jugend - Wettbewerb zum Thema „Die Waffen nieder“ 

https://www.gew-hessen.de/friedensarbeit/bertha-von-suttner-preis

  

  • Es ist Zeit: Arbeit hessischer Personalräte endlich angemessen entlasten! -

GEW Hessen und GEW-Fraktion im Hauptpersonalrat Schule starten eine Unterschriftenaktion 

Zur Online-Petition geht’s hier entlang: https://www.openpetition.de/petition/online/es-ist-zeit-arbeit-hessischer-personalraete-endlich-angemessen-entlasten

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Aktuell
news-588 Tue, 27 Feb 2024 09:13:15 +0100 Schöne neue Bildungswelt? Zu den Risiken der Privatisierung und Digitalisierung von Bildung https://gew-suedhessen.de/home/details/schoene-neue-bildungswelt-zu-den-risiken-der-privatisierung-und-digitalisierung-von-bildung 13.03.2024, 16:30 Uhr, Hotel Felix in Bensheim Das Land der Dichter und Denker droht zum Land der Stifter und Schenker zu werden – und damit Bildung zur Ware. Immer massiver drängen die von dem Digitalpakt Schule beflügelten Digitalkonzerne Apple, Google und Microsoft in die Klassen- und Lehrkräftezimmer. Und immer häufiger übernehmen private Nachhilfeanbieter wie Schülerhilfe, Studienkreis oder abiturma die Schulbildung nach Schulschluss. Auch die Anbieter von Sprachreisen und Weiterbildungskursen wachsen rasant, denn längst sind die Bildungsbiografien der Kinder zum Statusmerkmal ihrer Eltern geworden. Der Einfluss von Unternehmen beschränkt sich längt nicht mehr nur auf Geld- und Sachspenden. Längst produziert und verbreitet die Privatwirtschaft Unterrichtsmaterialien, um sich Zugang zu Schulen zu verschaffen und dort die Vor- und Einstellungen Heranwachsender zu prägen. Die verheerenden PISA-Ergebnisse deutscher Schüler*innen deuten Privatisierungsbefürworter*innen nicht als Folge einer verfehlten Sparpolitik, sondern als Beleg für die Unzulänglichkeit staatlicher Bildungseinrichtungen schlechthin. So öffnete in Deutschland zeitweilig jede zweite Woche eine neue Privatschule ihre Pforten. Sogar Schulgebäude fallen mehr und mehr in die Hände privater Betreiber: Privatunternehmen bauen, renovieren und betreiben Schulen, werden mitunter also sogar mit der Einstellung von Hausmeister*innen und Reinigungspersonal betraut. Aber dass privatwirtschaftlicher Akteure sich in Bildungskontexten mehr und mehr ausbreiten, kann nicht die Lösung sein. Sonst droht nicht nur dem bundesrepublikanischen Bildungssystem der weitere Niedergang, sondern auch unserer Gesellschaft.

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Aktuell
news-587 Fri, 09 Feb 2024 09:19:46 +0100 Rede anlässlich des Neujahrsempfangs des DGB Bergstraße https://gew-suedhessen.de/home/details/rede-anlaesslich-des-neujahrsempfangs-des-dgb-bergstrasse Holger Giebel am 02.02.2024 in Heppenheim Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir alle kennen die Sprüche in- und auswendig: Pünktlich zu jeder Wahl stehen die Vertreterinnen und Vertreter aller politischer Parteien in vorderster Front und singen das Hohelied der Bildung. Es wird betont, von welch überragender Bedeutung die Bildung in einem ressourcenarmen Land sei, denn sie sei praktisch die einzige Ressource, die wir haben. Manch einer bemüht die Floskel des Lands der Dichter und Denker und kramt ganz nebenbei noch die Namen Goethe und Schiller hervor, die offenkundig von ganz außergewöhnlicher Genialität waren, weshalb sie wohl zum Inbegriff des deutschen Dichter- und Denkertums geworden sind. Alles gut und schön. Während sich über Goethe und Schiller vielleicht noch streiten lässt – die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, wobei ich als Lehrer des Fachs Deutsch durchaus auch ein Faible für die beiden alten Herren habe –, über die Bedeutung der Bildung in einem ressourcenarmen Land dürfte parteiübergreifender Konsens herrschen. Wenn jedoch Personen unterschiedlichster parteipolitischer Couleur die Wichtigkeit von Bildung erkennen, dann frage ich mich als Gewerkschafter, weshalb gerade dieser Bereich genau einer derjenigen ist, der über all die Jahre hinweg auf allen Ebenen sukzessive kaputtgespart wurde.

Ein kleiner Blick zurück auf den 5. Dezember 2023: Die OECD präsentiert in Berlin die neueste PISA-Studie. Die Ergebnisse, die allesamt auf im Jahr 2022 erhobenen Daten basieren, sind für Deutschland niederschmetternd. 2018 übertrafen die deutschen Schülerinnen und Schüler noch den OECDDurchschnitt, jetzt finden sie sich in den Bereichen Mathematik und Lesen gerade noch im Mittelfeld wieder – weit entfernt von den Spitzenplätzen, auf denen sich Deutschland doch immer so gern sonnt. Doch was ist geschehen? 

Sicher, da hat auch die Corona-Pandemie ihr Scherflein beigetragen, samt der Schulschließungen, die inzwischen von allen Experten einhellig als völlig überzogen bezeichnet werden, so dass selbst Gesundheitsminister Lauterbach einräumen musste, dass bei dieser Maßnahme doch eher mit Kanonen auf Spatzen geschossen wurde. Trotz allem wäre es jedoch ein wenig zu einfach, die Schuld nur in den Monaten des pandemiebedingten Homeschoolings zu sehen, bei dem einige Kinder abgehängt wurden, andere sich ausklinkten, aber allen insbesondere auch im Bereich der sozialen Interaktion das schulische Miteinander als Raum des sozialen Lernens fehlte. Aus gewerkschaftlichem Blickwinkel werden durch die in der Tat besorgniserregenden PISA-Ergebnisse all die Dinge klar und deutlich erkennbar, vor denen wir als GEW schon seit einer kleinen Ewigkeit warnen. All die Dinge, die sich schon lange als düstere Wolken am Bildungshorizont abzeichneten, während das Kultusministerium schön Wetter machte, also genau das, was es seit jeher macht und höchstwahrscheinlich auch nach dem Wechsel an der Spitze von Lorz zu Schwarz weiterhin machen wird. Ich bin mir leider sicher, dass auch nach dem personellen Wechsel im Ministerium nicht erkannt werden wird, dass das System schlicht und ergreifend nicht mehr funktioniert. Es bedarf insbesondere eines entschiedenen politischen Willens, wenn man künftig aus der PISA-Falle entkommen will. Eines entschiedenen politischen Willens, der den Schulen die Möglichkeit gibt, wieder ihrer eigentlichen Bestimmung nachzukommen und nicht nur zunehmend zu einem Ort der Kinderaufbewahrung zu verkommen. Wer gute Bildung möchte, der braucht Personal, das genau diesem Auftrag auch nachkommen kann, das die Zeit hat, tatsächlich professionell den Job zu erledigen, das ein Umfeld hat, in dem gute Bildung tatsächlich gedeihen kann. 

Doch wie sieht die Realität aus? Die Bediensteten wurden über Jahre ausgepresst wie eine Zitrone. Über Jahre haben sie sich beharrlich immer ein bisschen mehr auspressen lassen. Über Jahre kam zu den ohnehin nicht wenigen Aufgaben immer noch ein bisschen was hinzu. Über Jahre waren sie bereit, immer noch eine weitere Kröte zu schlucken, weil man sich verantwortlich fühlt für die Kinder. Deshalb nahm man es hin, zwar mit Ächzen, teils mit Murren und deutlicheren Unmutsäußerungen im Kreise der Kolleginnen und Kollegen, doch man nahm es hin. Über Jahre.

Doch das hat seinen Preis. Der Krankenstand nimmt – auch jenseits eines pandemischen Infektionsgeschehens – seit längerer Zeit dramatisch zu. Lehrerinnen und Lehrer haben etwa mit die höchste Burnout-Quote aller Berufsgruppen. Nicht selten sind gerade junge Lehrkräfte betroffen, von denen nach einer Studie der Universität Halle-Wittenberg bereits ein Drittel in den ersten fünf Berufsjahren den Lehrberuf wieder an den Nagel hängt. Von den Burnoutfällen kehren etliche nicht mehr in den Dienst zurück.

Gleichzeitig haben es die bildungspolitisch Verantwortlichen geschafft, einen einst sehr angesehenen Beruf derart unattraktiv zu machen, dass die jungen Menschen keine Lust haben, einen Lehramtsstudiengang anzutreten. Dass dies irgendwann das Personal knapp werden lässt, ist die logische Folge.

Das Hessische Kultusministerium steuert einem Lehrkräftemangel glücklicherweise entschlossen entgegen – mit sehr hübschen, aber leider sehr realitätsfernen Youtube-Werbeclips unter dem originellen Slogan „Werde Lehrer in Hessen“. Hinzu kommt der so genannte Zukunftsbus, der hessenweit die Gymnasien anfährt, um dort bei den potenziellen Lehramtsstudierenden der Zukunft Werbung zu machen. Dort wird man mit einer Virtual-Reality-Brille in die Welt einer jungen, attraktiven Lehrerin entführt wird, die beschwingt durch die Gegend läuft, von einer freudigeuphorisierten Schülerschar verfolgt wird und die nach einem Schwall von sinnfreien Allgemeinplätzen vor jubelnden Kindern im Konfettiregen steht – liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist kein Witz, ich gebe hier tatsächlich den Inhalt des Werbefilms im Virtual-Reality-Format wieder. Wenn das die Antwort darauf sein soll, wie man dem Lehrkräftemangel begegnen möchte, dann ist das Vorhaben zwangsläufig zum Scheitern verurteilt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die jungen Menschen, die sich auf das Ende ihrer Zeit als Schülerin oder Schüler zubewegen, brauchen keine Youtube- Filmchen oder völlig unrealistische Virtual-Reality-Welten im Zukunftsbus. Diese jungen Menschen wissen, wie die schulische Realität aussieht, denn sie haben sie bereits über viele Jahre erlebt. Diese jungen Menschen wissen, dass die dauerlächelnden Gesichter der Schauspielerinnen und Schauspieler nichts mit dem gehetzten und überlasteten Pauker zu tun haben, dem man in der Schule tagtäglich begegnet. Und finanziell ist der Beruf auch längst nicht mehr so attraktiv, wie er vielleicht einst einmal war, da der Reallohnverlust von staatlicher Seite nun mal fleißig gefördert wurde.

Die personellen Lücken, die an den Schulen klaffen, sind gewaltig. Herr Lorz wurde in seiner Zeit als Kultusminister jedoch nicht müde zu betonen, dass es personell an den Schulen in Hessen prinzipiell ganz hervorragend aussehe. Zwar gebe es an der einen oder anderen Schule vielleicht tatsächlich mal eine unbesetzte Stelle, doch das seien Einzelfälle. Von einem Problem könne nicht mal ansatzweise die Rede sein. All das sei nichts weiter als reine Panikmache der Gewerkschaften. Das ist natürlich eine interessante Aussage in Zeiten großer Werbeaktionen, in der Zeit flotter Youtube- Filmchen, in der Zeit des Zukunftsbusses. Ich habe angesichts dieses Umstandes den Verdacht, dass die GEW keine Panik mehr machen muss, sondern das Ministerium längst davon ergriffen ist, keinen Ansatz hat, wie darauf reagiert werden soll und stattdessen beschwichtigende Worte gesucht werden, die am Ende nichts weiter sind als das Pfeifen im Walde.

Aus dem Ministerium tönt es ein ums andere Mal, dass es in Hessen noch nie so viele Lehrerstellen gegeben habe, wie es gegenwärtig der Fall sei. Rein mathematisch ist diese Behauptung sogar völlig zutreffend. Doch was bringen einem die schönsten Stellen, wenn es keine Lehrkräfte gibt, die diese am Ende besetzen können? Wie sieht nun die Realität an den Schulen aus? Blicken wir auf unseren Schulamtsbezirk Bergstraße/Odenwald, der ganz gewiss nicht der unattraktivste Schulstandort unseres Bundeslandes ist. Dort werden Studierende an Grundschulen nicht nur im Vertretungsunterricht eingesetzt, sondern sie sind aktiv im regulären Unterricht, teilweise haben sie sogar Klassenleitungen. Auch gab es bereits Fälle, dass an Schulen einzelne Fächer nicht mehr unterrichtet wurden, weil die Lehrkraft, die dazu fähig wäre, in ihrem zweiten Fach viel dringender benötigt wurde. Nicht zuletzt wurden bereits ganze Klassen nach Hause geschickt, weil es bei zusätzlich hohem Krankenstand noch nicht mal mehr möglich war, auch nur eine Betreuung für die Kinder zu gewährleisten.

Zugegeben, das sind heftige Beispiele, die glücklicherweise noch nicht den schulischen Alltag widerspiegeln. Noch sind es Einzelfälle. Doch auch hier ist es wie bei den unbesetzten Lehrerstellen: Die Anzahl der Einzelfälle steigt und steigt und steigt. Diese Beispiele sollten zweifellos ein klares Alarmsignal sein, dass wir uns auf dem Weg befinden, dass dies in Zukunft ganz normale Szenarien an den Schulen sein könnten. Doch auch wenn die Glocke noch so sehr lärmt und ihren gellenden Alarmruf in die Lande brüllt, Wiesbaden übt sich weiter im Beschwichtigen. Man fragt sich, wie es möglich ist, dass die Verantwortlichen im Kultusministerium diese Chuzpe haben, wenn selbst die eigenen Zahlen ein recht düsteres Bild zeichnen: Laut Prognose der Kultusministerkonferenz, die erfahrungsgemäß dann doch lieber die rosa Brille aufzieht, als sich in Schwarzmalerei zu üben, werden in Deutschland bis zum Jahr 2035 mindestens 50.000 Lehrerstellen unbesetzt sein. Schon diese Zahl ist in höchsten Maße erschreckend, doch die Erfahrung zeigt, dass prognostizierte Zahlen der Kultusministerkonferenz sich in der Realität häufig verdreifachen. Dann wären wir auch in dem Bereich, den renommierte Wissenschaftler prophezeien, die auch in der Vergangenheit schon deutlich näher an der Realität lagen als die Kultusministerkonferenz.

Doch selbst die eigenen Zahlen, die trotz Schönfärberei noch mächtig gruseln lassen, selbst diese Zahlen taugen offenkundig nicht dazu, endlich den Kurs zu ändern. Stattdessen wird der bewährte Giftschrank geöffnet, der in nicht unerheblichem Maße dafür verantwortlich war, dass wir deutschlandweit in diese Krise geschlittert sind. Oder in anderen Worten: Die Fehler der Vergangenheit sollen ausgemerzt werden, indem man einfach die Fehler noch mal macht.

Prinzipiell dürfte es selbst denjenigen klar sein, die mit dem Bildungsbereich rein gar nichts am Hut haben, dass sich die Lehrberufe dann wieder größerer Beliebtheit erfreuen werden, wenn sie tatsächlich für junge Menschen wieder attraktiv werden. Und es müsste auch recht gut nachvollziehbar sein, dass dazu nicht unbedingt die Mittel taugen, die die ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz als Sofortmaßnahmen zur Kompensation des Lehrkräftemangels – in Hessen wird dieser wahrscheinlich als „temporäre Häufung von Einzelfällen“ bezeichnet – vorgeschlagen hat. Wir öffnen den Giftschrank und zaubern hervor: größere Klassen, eine Ausweitung der Arbeitszeit von Lehrkräften und sozialpädagogischem Personal und eine Verringerung der Teilzeitmöglichkeiten. Bei diesen Voraussetzungen kommen auf den Zukunftsbus höchstwahrscheinlich ganz außerordentliche Herausforderungen zu. Ehrlich gesagt: Wenn in der gegenwärtigen Situation tatsächlich solcherlei Maßnahmen als Gegenstrategie vorgeschlagen werden, dann erlaube ich mir – mit Verlaub –, den geistigen Zustand der betreffenden Person mindestens „bedenklich“ zu nennen. 

Was ist denn in den letzten Jahren im Bereich Bildung geschehen? Eine vollständige Darstellung würde den Rahmen sprengen. Daher nur ein kleiner Einblick: In unserem von Krisen gebeutelten Land und nicht erst mit der Corona-Krise wurden die Probleme des Bildungssystems mehr als deutlich. Vor allem durch überzogene Schulschließungen, aber auch durch neue Aufgaben wie Inklusion, Integration von Geflüchteten und überbordende Bürokratie haben Lehrkräfte immer mehr Lücken zu füllen, Rückstände aufzufangen und verwaltungstechnische Dinge zu bearbeiten. Die Zeit, die Lehrkräfte in ihren Lerngruppen verbringen und sich direkt mit dem Kerngeschäft Unterricht beschäftigen, ist seit Jahren prozentual rückläufig.

Aktuelle Studien deuten an, dass lediglich ein Drittel der Arbeitszeit von Lehrkräften unmittelbar mit dem Unterrichten in Bezug steht, der Rest umfasst Dokumentationspflichten, Auffälligkeiten von Schülerinnen und Schülern, Konferenzen, Elternarbeit etc. Dazu kommt, dass die gesellschaftliche Wunschliste an Schule immer größer wird. Mittlerweile wird bei jedem gesamtgesellschaftlichen Problem der Ruf nach der Schule als Lösungsort laut, z.B. werden aktuell Unterrichtsfächer gefordert zu Themen wie Gesundheit, Klima, Prävention, Steuerrecht, Ernährung, Prävention u.v.m. Sicherlich sind viele dieser Themen wichtig und schulrelevant; nur wer mehr von Schule will, der muss eben auch mehr in Schule investieren. Aber seit Jahren wurde nicht angemessen auf diese Entwicklung von Seiten der Verantwortlichen reagiert. Ganz im Gegenteil: Aufgaben wurden übertragen und die Ressourcen stagnieren.

Überall, in allen Branchen befinden sich Arbeitgeber im Wettbewerb um Fachkräfte und die besten Köpfe. Das führt automatisch dazu, dass Arbeitgeber sich attraktiv zeigen müssen und maximal flexibel auf Bedürfnisse des Bewerberkreises eingehen. Auch das Land Hessen nennt sich selbst „vorbildlicher und familienfreundlicher“ Arbeitgeber. Das Attraktionsangebot der Zukunft für neue Lehrkräfte soll also lauten: Mehr Schüler, mehr Aufgaben, mehr Verantwortung und weniger Entlastung und keine Flexibilität. Noch einmal: Es ist mir in höchstem Maße schleierhaft, wie mit solch einer drastischen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen ernsthaft jemand glauben mag, dass dadurch der Mangel an Lehrkräften in irgendeiner Weise behoben werden könnte. Verlierer sind am Ende aber nicht nur die Lehrkräfte, sondern natürlich auch die Schülerinnen und Schüler. Denn schlechtere Rahmenbedingungen für Lehrkräfte bedeuten letztlich mehr Stress, Krankheit und Ausfälle – das ist ein deutlicher qualitativer Verlust, der uns am Ende als Bildungsland Deutschland doch alle angehen sollte.

Eine kleine Anmerkung am Rand: In der Empfehlung der Kommission heißt es sinngemäß, dass keine wissenschaftliche Studie belege, dass es einen Zusammenhang zwischen der Größe der Lerngruppe und dem Lernerfolg gebe. Da sind sie wieder, die stets beliebten Argumente aus der Mottenkiste. Dazu gibt es nur eines zu sagen: Man braucht doch dafür auch keine Studie, sondern lediglich nur ein kleines bisschen gesunden Menschenverstand. Wer will, dass Schule mehr ist als ein Ort reiner Wissensvermittlung und Leistungsbewertung, der sollte erkannt haben, dass Beziehungspflege, individueller Zugang und Wertschätzung sowie Ziele wie gegenseitiger Respekt, Mündigkeit und eine eigene Haltung mit einer Gruppe von 15 Personen eher zu verwirklichen sind als mit 30 oder mehr. So einfach ist das! Und ganz nebenbei: Auch was die Wissensvermittlung betrifft, kann ich bei einer kleinen Lerngruppe deutlich mehr erreichen, da ich tatsächlich dazu übergehen kann, einzelne Schülerinnen und Schüler gezielt individuell zu fördern, womit wirklich gute Fortschritte erreicht werden. Bei einer Massenveranstaltung habe ich diese Möglichkeiten im Regelfall überhaupt nicht.

Doch zurück zur ach so schockierenden PISA-Studie: Sie förderte eines umso deutlicher zutage: Die Ungerechtigkeit in der Bildung ist extrem ausgeprägt. In anderen Worten: In kaum einem anderen OECD-Land hängt der Bildungserfolg dermaßen von den finanziellen Möglichkeiten des Elternhauses ab, wie dies in Deutschland der Fall ist. Das kommt euch irgendwie bekannt vor? Kein Wunder, denn zum einen weist die GEW schon seit Jahrzehnten genau darauf hin und fordert die politisch Verantwortlichen zum Handeln auf. Zum anderen kam dieses Ergebnis bislang bei jeder PISAStudie heraus. Was hat sich getan, nachdem sich die erste Betroffenheit gelegt hatte? Genau: nichts! Die soziale Ungerechtigkeit im deutschen Bildungssystem ist weiterhin extrem. Weiter sind der Bildungsgrad des Elternhauses und dessen finanzielle Ausstattung wesentliche Faktoren für den Bildungserfolg. Die aktuelle PISA-Studie bezeichnet nicht zuletzt die Situation von Kindern Geflüchteter als alarmierend. Diese seien nach den Ergebnissen verschiedener Studien zu wenig integriert.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Hessen bezeichnet sich immer so gern als „das Bildungsland“. Ich würde mir wünschen, dass dies endlich auch einmal beherzigt würde und nicht rein zum Slogan auf dem behördlichen Briefpapier verkommen würde.

Aber das große Zauberwort lautet ja nun Digitalisierung. Bisweilen hat man den Eindruck, dass es nur notwendig ist, den Kindern nun ein Tablet hinzulegen, die Klassenräume mit interaktiven Tafeln auszustatten und einen Glasfaseranschluss zu legen, schon wird der Geist der Bildung jeden noch so widerspenstigen Pennäler beseelen. Manchmal nimmt es beinahe schon religiöse Züge an, was die Digitalisierung betrifft. Und jedes noch so kleine kritische Wort wird als Blasphemie aufgefasst. Reaktionen wie „Fortschrittsverweigerer“ oder „Technikfeind“ zählen dabei noch zu den harmloseren Ausdrücken. Eines vorab: Ich bin ganz und gar nicht technikfeindlich, finde Fortschritte (zumindest wenn es tatsächlich welche sind) außerordentlich erstrebenswert. Doch auch beim Thema Digitalisierung gilt es, ein wenig genauer hinzuschauen.

Dass umfassende Bemühungen im Bereich der Digitalisierung nun die Schlüssel zum bildungstechnischen Schlaraffenland sein sollen, braucht heutzutage ja kaum noch erwähnt werden. Zumindest Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sieht das so. Von dessen weitreichender Expertise im Bereich der Bildung habe ich zuvor zwar noch nie etwas mitbekommen, aber ich bin schließlich auch nicht allwissend. Dulger fordert einen „fast schon revolutionären Neuanfang in unserem Bildungswesen“. Nun, da kann ich ja durchaus mitgehen, doch als er dann in der Folge sagte, dass die Digitalisierung zentral sei, man dies den Kindern schuldig sei, da „diese Köpfe der Baustoff unserer Zukunft und der Motor unseres Wohlstands“ seien, dann hatte und habe ich meine Zweifel, ob Herr Dulger und ich unter einem revolutionären Neuanfang vielleicht doch etwas anderes verstehen. Wie gesagt, ich bin alles andere als ein Fortschrittsverweigerer und Technikfeind, doch Tablets für die Schülerinnen und Schüler allein machen noch lang keinen Bildungserfolg. Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Uni Augsburg, sagte etwa: „Eine Digitalisierung, die nur auf die Technik schielt, ist naiv, weil sie verkennt, dass im Bildungsbereich entscheidend für die Wirksamkeit der Technik die Pädagogik ist. Wir haben jetzt – angestoßen durch die Corona-Pandemie – mehrere Milliarden an digitalen Geräten in die Schulen gebracht, ohne auch nur im Ansatz zu untersuchen, wie das wirkt. Ganz im Gegenteil: Häufig wurden in einem Digitalisierungswahn – der dem Gebot folgt, so schnell wie möglich und so viel wie möglich zu digitalisieren – empirische Ergebnisse schlicht und ergreifend weggewischt. Als Beispiel ist hier die PowerPoint-Diktatur zu nennen, die vielerorts zum schlechtesten Frontalunterricht aller Zeiten führt. Oder die PDF-Flut, die zu einem Lesen an digitalen Geräten führt, das nachweislich weniger lernförderlich ist als das Lesen von Papier. Das muss sich dringend ändern.“

Auch die Hirnforschung schlägt bei der Digitalisierung Alarm. Gertraud Teuchert-Noodt, Professorin für Neurobiologie an der Uni Bielefeld, ist eine klare Verfechterin für einen möglichst späten Einsatz digitaler Geräte im Unterricht. „Den Verfechtern der Digitalisierung könnte man vielleicht empfehlen, ihren Beruf zu wechseln und dem dramatischen Lehrermangel Abhilfe zu leisten. Allerdings sollten sie vorab bekehrt sein und dann das fast Unmögliche leisten wollen, Kindern diese Geräte aus den Händen zu nehmen, um Schulen wieder auf Niveau zu bringen“, so die Professorin, die in ihren Ausführungen deutlich macht, dass eine Wechselwirkung in der Nutzung von schulischen und außerschulischen digitalen Medien viel eher zu einer Intelligenzminderung statt zu deren Förderung führen kann. Von anderen negativen Einflüssen auf Feinmotorik und Bewegungsabläufe ganz zu schweigen. Wie schön, dass es wenigstens dafür zur Abhilfe tatsächlich eine App gibt, mit der man nun auf dem Tablet seine handschriftlichen Fertigkeiten verbessern kann.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie ihr seht, dürften sich Satiriker inzwischen ernste Sorgen um ihren Job machen, denn dieses Beispiel zeigt, dass die Realität inzwischen die beste Satire ist. Schweden ist inzwischen zurückgerudert. War man über Jahre so stolz aufs digitale Klassenzimmer, sind nach der Erkenntnis, dass der Lernerfolg zunehmend zu wünschen übrig lässt, zumindest in den Klassen 1 bis 4 die Schulbücher wieder zurückgekehrt. Das entspricht den Hinweisen der Hirnforscher, die empfehlen, insbesondere die jüngsten Schülerinnen und
Schüler möglichst komplett von den Bildschirmen fernzuhalten. Doch warum besteht so ein großes Interesse daran, die Schulen möglichst umfassend zu digitalisieren, wenn seitens der Hirnforschung eindeutig belegt ist, dass die Folgen in vielen Fällen negativ sein werden? Nun, es wäre ja schade, wenn man einen so lukrativen Markt wie die Schulen von den allgemeinen wirtschaftlichen Interessen fernhalten würde. Doch keine Sorge, solange es im System Schule Menschen gibt, die in den Schulen ohne viel nachzudenken ums goldene Digital-Kalb tanzen, wird auch dort weiter der Rubel rollen. Und es sind inzwischen sehr viele Menschen, die ihre digitale Ersatzreligion entdeckt haben.

Nein, auch die Digitalisierung wird nicht dafür sorgen, dass die Bildung in diesem Land wieder einen Sprung nach vorn macht, so leid es mit auch tut, Herr Dulger. Nur bessere Arbeitsbedingungen, mehr Wertschätzung, deutlich mehr Zeit für das Kerngeschäft, deutliche Entlastung von Verwaltungstätigkeiten, entschlackte Lehrpläne und kleinere Lerngruppen würden dafür sorgen, dass zum einen der Lehrberuf wieder attraktiver wird, zum anderen dass tatsächlich eine gute Grundlage gelegt würde, die Bildung wieder voranzubringen oder um es mit den Worten der Neurobiologin Teuchert-Noodt zu sagen: die Schulen wieder auf Niveau zu bringen. 

Ja, das kostet Geld, das kostet sogar viel Geld. Geld, das man haben könnte, wenn man es nur wollte, Geld, das es prinzipiell in diesem Land in Hülle und Fülle gibt, aber eben Geld, das sich keine Regierung anzupacken traut. Nicht Schwarz-Gelb, nicht Schwarz-Rot, auch nicht die Ampel. Schade, dass es ganz offenkundig die politischen Entscheider doch nich ganz so ernst meinen mit der Bildung, die im Land der Dichter und Denker doch so eine überragende Bedeutung hat. Sehr, sehr schade, denn es ist doch tatsächlich die einzige Ressource, die wir haben – und dies nicht nur in den Sonntagsreden der Politiker. 

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. 

Holger Giebel (Vorsitzender des GEW-Kreisverbandes Bergstraße)

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Aktuell
news-586 Fri, 09 Feb 2024 09:18:16 +0100 Gegen Bekenntnis- und Symbolpolitik! Für reale Verbesserungen im hessischen Bildungssystem https://gew-suedhessen.de/home/details/gegen-bekenntnis-und-symbolpolitik-fuer-reale-verbesserungen-im-hessischen-bildungssystem Eine Einschätzung des Koalitonsvertrags und die sich daraus ergebenden Forderungen Hessen hat gewählt, Hessen hat eine neue Regierungskoalition und Hessen sieht (Armin) Schwarz … Was sehen wir jedoch bei einem Blick in den Koalitionsvertrag zum Thema Bildung?
Die Mehrgliedrigkeit wird seitens der Koalitionäre selbst in Richtung Zweigliedrigkeit aufgelöst. Es wird von Mittelstufenschulen im ländlichen Raum und von Realschulen, welche auch zum Hauptschulabschluss beauftragt sind, genauso wie von Abschulung/Querversetzung gesprochen.
Im Ergebnis bedeutet dies nichts anderes, als dass sich die Gymnasien nach kurzer Zeit ihrer nicht leistungsstarken Schüler*innen entledigen hin an die zweite Säule, die Mittelstufen-, Real- sowie die Gesamtschulen (letztere werden im Vertrag nicht mal mehr mit einem Wort erwähnt).
Von Begabtenförderung wird im Vertrag gesprochen, aber eine Grundschule mit echtem rhythmisiertem Ganztag wird zugunsten eines Paktes verneint. Die soziale Segregation ist leicht erkennbar. Die Ignoranz der Koalitionäre auch.
Sprechen sie in ihrem Koalitionspapier doch von auskömmlicher Ausstattung der Grundschulen, die sie auch weiterhin leisten wollen, fragt sich die GEW-Südhessen, wovon da geschrieben/gesprochen wird und empfiehlt den Koalitionären, die Grundschulkolleg*innen zu fragen, wie auskömmlich die Ausstattung der Grundschulen ist.
Wer glaubt, mit dem alten Hut aus FDP-Kultusministerin-Zeiten – dem Aufschlag zur Grundunterrichtsversorgung – noch jemandem vormachen zu können, dass Schulen auch nur annähernd gut versorgt sind, irrt. Die 4 oder 5 Prozent Aufschlag kompensieren oft nur den Ausfall von Kolleg*innen aufgrund verzögerter Personallenkung, nicht ausreichender Versorgung oder Krankheit.
Wie überhaupt ausreichend Kolleg*innen für Schule gewonnen werden sollen, findet sich kaum: Mit mehr Studierenden an Schule über VSS-Mittel, studentischen Lehrbegleitern und durch den Einsatz im Praxissemester soll mehr Personal an die Schulen gebracht werden. Einstiegshürden sollen abgeschafft, Quereinstieg ermöglicht, Pensionäre gewonnen, Entfristungen betrieben werden – aber alles natürlich mit Wertlegung auf Qualität.
Und für die Lehrkräfte, die bereits im Schuldienst sind? Hier wird geprüft und überlegt, ob kleine Systeme, die eine LiV ausbilden, diese nicht angerechnet bekommen. Oder dauerhaft übernommene Aufgaben mit Stundenentlastungen hinterlegt werden – aber nur dann (!), wenn die Aufgaben nicht im Rahmen eines Beförderungsamtes übertragen wurden.
Es findet sich nicht eine konkrete Entlastung oder Verbesserung für die an Schule Tätigen, sondern nur das Versprechen, dass mit allen möglichen Maßnahmen der Personalgewinnung die Belastung für die Stammbelegschaft angehoben wird, die die Aufgabe haben wird, diejenigen, die mit ihrer Ausbildung noch nicht fertig sind oder über gar keine solche verfügen, in Schule zu intergieren.
Im Hinblick auf die Inklusion wird in diesem Vertrag sehr fein unterschieden zwischen einer Inklusion, die an Regelschulen noch stattfinden soll und einer, die am besten althergebracht wieder in der Förderschule umgesetzt wird. In der Regelschule soll es dann von Regelschullehrkräften – angeleitet durch Berater*innen, die versehentlich noch den Namen Förderschullehrkraft haben, zur Umsetzung kommen.
So kann dem Mangel an Förderschulkräften auch begegnet werden! Regelschullehrkräfte übernehmen einfach große Teile ihrer Aufgaben. Wie dumm nur, dass es auch kaum Grundschullehrkräfte gibt.
Erst wird die Inklusion in der Regelschule faktisch vereitelt, dann wird die schöne alte Förderschule aus dem Hut gezaubert und der Grundschulkolleg*in die Arbeit aufgebürdet.
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Dieser Koalitionsvertrag, der EINER FÜR ALLE sein soll, ist bildungspolitisch regressiv, träumt von der Schule, die alles kann aber nichts kostet, schützt das gute alte Gymnasium und steht für die Bildungsgerechtigkeit derjenigen, die sich diese leisten können.
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Dieser Koalitionsvertrag hat die neusten PISA-Ergebnisse nicht zur Kenntnis genommen.
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Dieser Koalitionsvertrag ignoriert, dass Bildung, die einer konservativen Diktion unterworfen ist, nicht einmal in Ansätzen das Versprechen einlöst, dass Bildung zu Leistung und Leistung zu sozialer Mobilität führt.
Eine Schule wie sie hier skizziert ist, wird und will es wohl auch nicht schaffen, Bildung allen zur Verfügung zu stellen. Eine solche Schule müsste so ausgestattet sein, dass sie in der Lage ist, die gesellschaftlichen Unwuchten aufzufangen. Davon ist dieser Vertrag nicht nur weit entfernt, er erhebt darauf nicht mal mehr einen Anspruch.
Der Bezirk der GEW Südhessen erklärt zum Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD: So viel Bekenntnis- und Symbolpolitik war noch nie!
Die Koalitionäre bekennen sich zur Bildungsgerechtigkeit und zum Erhalt des mehrgliedrigen Schulsystems inklusive Notengebung und Sitzenbleiben.
Die GEW Südhessen fordert dagegen nicht nur Durchlässigkeit des Schulsystems, sondern ein integriertes, welches für alle Begabungen und Fähigkeiten den richtigen Platz und den anerkennenden Abschluss hat.
Die Koalitionäre bekennen sich zu einer Grundunterrichtsversorgung und den 105%, weil dies angeblich den konkreten Bedarf einer Schule wiedergebe.
Die GEW Südhessen fordert, dass bedarfs- und aufgabengerecht versorgt wird, was deutlich über eine Versorgung von 104/5% hinausgeht.
Die Koalitionäre bekennen sich zum Ziel der Inklusion und machen sich stark für den Erhalt der Förderschule.
Die GEW Südhessen fordert, das Regelschulsystem sachlich und personell so auszustatten, dass Inklusion gelingen kann.

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Aktuell