A 13 für alle! – Eine Ermutigung

„Am 13. für A13!“ Mit diesem Slogan wollte eine kleine Gruppe südhessischer Grundschullehrkräfte, zu der auch ich gehörte, im Sommer 2014 Mitstreiter*innen suchen und für die Forderung nach gleicher Besoldung für alle Lehrämter laut werden.

Der 13.11. eines Jahres war gemeint, weil dann die Jahresbesoldung einer Grundschullehrkraft im Vergleich zu allen anderen Lehrämtern endete.

Nun bin ich wiederum an einem 13., - an einem gar nicht so unglücksverheißenden Freitag, den 13.1.23, denn gestern kam die Meldung der Landesregierung, dass A13 für Grundschullehrer*innen auch in Hessen Wirklichkeit wird - auf dem Weg zu einer Sitzung der GEW Südhessen als Teil des dortigen Vorsitzenden-Teams und denke: Geschafft! Politisches Engagement kann etwas verändern.

Natürlich mache ich mir keine Illusionen: Das Bildungssystem in der Grundschule ist durch Fachkräftemangel, zu hohe Arbeitszeiten und die überbordenden Aufgaben über die letzten Jahre so massiv an die Wand gefahren worden, dass es nun so richtig crasht. Der schnellste und einfachste Weg, Grundschullehrer*innen bei der Stange – und im eigenen Bundesland – zu halten, geht übers Geld.

Dennoch: Nur mit einer lautstark vorgetragenen Forderung nach A 13 aus der Lehrer*innenschaft unterstützt durch ihre Gewerkschaft, die GEW, ist an politische Umsetzung zu denken.

Und wo fängt diese an?

 

A 13 für alle! - Eine Initiative des GEW BV Südhessen

Für mich fing es in einer Klausurtagung des Bezirksverbands Südhessen im Frühjahr 2014 an.

Als Grundschullehrerin hörte ich mir ein Referat über Ganztagsschulentwicklung in Südhessen an und wurde innerlich immer ungehaltener, ob der Verantwortung und Aufgabenfülle in unserem Beruf und der im Vergleich niedrigeren Bezahlung als in anderen Lehrämtern.

Im folgenden Austausch schlug ich die geballte Faust auf den Tisch mit dem überzeugten Ausruf: „Ich will A13!“

Dann passierten zwei wichtige Dinge:

Erstens erfuhr ich, dass sich bereits andere GEW-Kolleg*innen in der Sache engagiert hatten: Es gab einen 40 Jahre alten Beschluss gegen die schlechtere Bezahlung von Grundschullehrkräften, der zwar regelmäßig auch auf GEW-Bundesebene wiederholt wurde, jedoch mehr oder weniger ein Papiertigerdasein fristete.

Zweitens griff der damalige Bezirksvorsitzende, Tony Schwarz, meinen Beitrag auf und bot an, während eines anderen Tagesordnungspunktes parallel die Möglichkeit zu schaffen, dass sich Interessierte ausklinken und weiter an der A13-Forderung arbeiten. Eine Gruppe von 5 Frauen kam zusammen. Darunter Heike Rickert-Fischer, Mitglied der Fachgruppe Grundschulen der GEW Hessen.

 

Antrag. Netzwerk. Arbeit. Kampf.

Es folgte ein erneuter Antrag für A13 auf der kommenden Landesdelegiertenversammlung (das oberste Organ der GEW Hessen) im November 2014 in der festen Absicht, dem Papiertiger Zähne zu verleihen. Mutig und argumentationsstark mussten zunächst einmal die eigenen Reihen (!) überzeugt werden. Die innergewerkschaftliche Akzeptanz wuchs Jahr für Jahr – nicht zuletzt durch viele persönliche Gespräche.

Im November 2015 dann der erste „1. Tag der unbezahlten Arbeit der Grundschullehrkräfte“ als „A13 für alle!“-Aktion der GEW Hessen.

Spitzengespräche mit politischen Vertreter*innen in Hessen folgten genauso wie die Vernetzung auf GEW-Bundesebene, wo es in anderen Bundesländern ähnliche Entwicklungen gab. Ab 2016 dann bundesweite Aktionszeiträume der GEW im November – orientiert am „1. unbezahlten Tag der Grundschullehrkräfte“ aus der südhessischen Keimzelle.

Wir hatten stets von langem Atem gesprochen, den es benötigt, die Forderung weiter- und letztendlich durchzubringen.

Jahrelange Arbeit, Fremd- und Selbstmotivation, im grauen November auf die Straße zu gehen und schier Aussichtsloses zu fordern. Selbstzweifel waren nicht nur einmal zu Besuch. Nur war die Überzeugung, das Richtige gegen eine historische (Ge-)Schlechterbezahlung zu tun, stärker.

 

A 13 für alle! - Eine Erfolgsgeschichte

Mit Brandenburg rang sich das erste Bundesland 2017 zur höheren Grundschulbezahlung durch. Es kam zu einem Dominoeffekt. Immer begleitet vom bundesweiten Druck der GEW und zahlreicher Kolleg*innen. Endlich auch stärkere mediale Wahrnehmung.

Nach dem nunmehr siebten A13-Aktionstag 2022 mit einer 2000-Mensch-starken Demonstration der große, wenn auch bis 2028 gestreckte Durchbruch: Grundschullehrer*innen werden auch in Hessen A13 verdienen!

 

Warum ich das alles schreibe?

Wer hat denn nicht schon einmal die Idee gehabt: Das gehört doch anders!

Wer hat sich denn nicht schon mal empört über herrschende, ungerechte Zustände?

Diese persönliche A13-Geschichte ist die Bestätigung dafür, dass das unbeirrte Eintreten für eine Sache und Solidarität zum Erfolg führen können.

Dass politisches Engagement – und sei es nur die Teilnahme an einer Unterschriftenaktion oder einer Demo – Wirkung zeigt und Kraft entfaltet. Neben dem sich direkt einstellenden Solidaritätsgefühl, auch mit der Option auf größere Erfolge.

Dieses Beispiel des Kampfes der Grundschullehrer*innen für eine bessere Bezahlung soll ein Plädoyer gegen die Verzagtheit sein. Habt Mut, die Welt zu verändern! (Das würden wir unseren Grundschüler*innen bestimmt auch so sagen.)

 

Christine Dietz (ehemaliges Mitglied im Vorsitzenden-Team des GEW Bezirksverbands Südhessen, ehemalige Kreisvorsitzende der GEW Wiesbaden-Rheingau)

P.S.: Ob „A13 für alle!“ bis 2028 warten muss? In diesem Jahr sind Landtagswahlen. Nutzen wir den Wahlkampf!