Es ist Zeit für eine Bildungswende in Hessen!

Kundgebung in Darmstadt mit 300 Teilnehmenden

Am gestrigen Mittwoch, dem Weltkindertag, sind rund 300 Personen in Darmstadt für gute Bildung zu einer Kundgebung gekommen. Die Demonstrierenden trafen sich um 16.30 Uhr auf dem Marktplatz. Es fanden zeitgleich weitere Demonstrationen in Kassel, Fulda, Gießen und Frankfurt statt. Landesweit demonstrierten so Schüler:innen, Eltern und Pädagog:innen gemeinsam für eine Bildungswende.

 

„Vor unseren Augen kollabiert ein einstmals bestens funktionierendes Bildungssystem und mit ihm erodiert die einzige Ressource, die wir haben: bestens gebildete und ausgebildete, motivierte, kritische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger“, sagte Tony C. Schwarz, stellvertretender Vorsitzender der GEW Südhessen auf der Bühne in Darmstadt. Er forderte die politisch Verantwortlichen auf: „Verschrottet die Zukunftsbusse, stampft Eure Werbekampagnen ein, verschont uns mit Sonntagsreden, sondern nehmt Geld in die Hand und geht daran, die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass Lehrerinnen und Lehrer endlich das machen können, wofür sie eigentlich den Beruf ergriffen haben: einfach guten Unterricht machen!“

 

Anna Elsässer, Sprecherin der Fachgruppe Sozialpädagogische Berufe Hessen, wies auf die Überbelastung der Mitarbeitenden der Jugendämter hin: "Wachsende Bedarfe von Familien trifft auf politische Tatenlosigkeit. Nicht länger darf die Mehrbelastung auf dem Rücken der Mitarbeitenden ausgetragen werden. Kommunen und Land müssen jetzt Verantwortung übernehmen, um Bedarfe decken und die Qualität pädagogischer Arbeit sichern zu können."

Mit Blick auf den Fachkräftemangel in Kitas fügte Anna Elsässer hinzu: "Um den Mehrbedarf an Fachkräften infolge des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz zu decken, werden immer mehr fachfremd ausgebildete Menschen eingestellt. Das kann nicht die Lösung sein und muss gestoppt werden. Stattdessen braucht es attraktivere Arbeitsbedingungen und ausgebildete Fachkräfte, um gute frühkindliche Bildung in der Kita zu gewährleisten."

 

Deutschland und Hessen rühmten sich, Wissensgesellschaften zu sein, stellte Manuel Flauaus, Hda AStA Referent Hochschulpolitik, fest. Dabei werde ein bespielloser Widerspruch deutlich: „In Hochschulen und Universitäten sollen die innovativen Ideen von morgen entstehen. Aber die Studierenden und die Beschäftigten lernen und arbeiten in prekären Verhältnissen. Das ist nicht nur paradox, das ist ein Skandal!“ Daher forderte er gute, tarifvertraglich geregelte Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten an den hessischen Hochschulen. Eine Entfristungsoffensive müsse langfristige berufliche Perspektiven eröffnen.

 

Die Vertreter*innen der Jungen GEW Südhessen, René Prokop und Frederieke Schmidt, verwiesen auf die unhaltbaren Zustände in der Lehrkräfteausbildung: junge Menschen, die in den Beruf starten, finden psychisch belastende, demütigende Ausbildungsstrukturen im Vorbereitungsdienst vor, welche zu Burnout und Überlastung führen. "Zu viele junge Lehrkräfte verlassen den Beruf bereits nach 5 Jahren", sagt René Prokop. Die miserablen Arbeitsbedingungen im Hessischen Schulsystem kosten die Gesellschaft von morgen zu viele motivierte, junge Lehrkräfte, die dringend gebraucht werden.

 

­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Die landesweiten Demonstrationen zogen sich wie ein „Bildungsblitz“ durch Hessen. Sie waren von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis initiiert worden. Diesem gehören die GEW Hessen, die Landesschüler*innenvertretung, der Landeselternbeirat und weitere Organisationen an. Die Demonstrationen sind Teil der bundesweiten „Bildungswende JETZT!“. In den anderen Bundesländern werden vielfältige Aktionen am 23. September stattfinden.

 

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Rund 25.000 Menschen sind in Hessen Teil der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Sie ist die bei weitem größte Interessenorganisation der Beschäftigten im Bildungsbereich in Hessen. Die GEW organisiert und vertritt Lehrkräfte aller Schulforme
n, sowie pädagogische Fachkräfte.
Den Beschäftigten im Wissenschaftsbereich, in der Erwachsenenbildung und in der Jugend- und
Sozialhilfe bietet sie einen starken Rückhalt. Die GEW setzt sich nachhaltig für bessere Arbeits-
und Studienbedingungen und eine fortschrittliche Bildungspolitik ein, die allen Menschen den
gleichberechtigten Zugang zu kostenfreier Bildung ermöglicht. Sie tritt für Frieden und Solidarität
ein und kämpft engagiert gegen Intoleranz und Rassismus.