Grußwort des stellvertretenden Vorsitzenden der GEW Südhessen

anlässlich der Demo „Hessentag ohne Militär“ am 25.05.2024

Liebe Friedensfreudinnen und Friedensfreunde, liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Rückkehr des Militärischen in alle Lebensbereiche ist mit Händen zu fassen – 100 Milliarden SonderSchulden für „die Truppe“, Debatten über die Rückkehr des Wehrdienstes, Einführung eines Veteranentages und die alltägliche undifferenzierte Kriegsberichterstattung von ausgesuchten Krisen- und Kriegsgebieten auf allen Kanälen sind nur die Spitze des Eisbergs.
Im Fokus stehen dabei besonders Kinder und Jugendliche – denn die Bundeswehr ist seit langem schon eine Armee im Einsatz und demnach auf steter Suche nach geeignetem Menschenmaterial. Ob auf Messen wie der Games-Com, der Bildungsmesse didacta oder hier am Hessentag: die Bundeswehr hat meist den größten Stand und präsentiert als teure Spielzeuge Kriegsgeräte zum Anfassen. Damit aber nicht genug, die Bundeswehr ist auch direkt an Schulen und teilweise sogar schon in Kindertagesstätten aktiv.
Hessen spielt dabei eine unrühmliche Vorreiterrolle, denn es war die ehemalige Kultusministerin Karin Wolf, die als erste offiziell die Schultüren für den Einsatz von Jugendoffizieren öffnete – hierfür wurde sie dann auch von diesen später mit einer Auszeichnung geehrt.
Über 94 hauptamtliche Jugendoffiziere und über 300 nebenamtliche gibt es, die geschult werden an der „Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation“, die früher „Amt für psychologische Kriegsführung“ hieß. Sie bereisen Schulen als sog. „Experten“ für „Sicherheitsfragen“, dabei wird verschwiegen, dass sie keinesfalls als Akteure unabhängig und neutral auftreten können, ja es nicht einmal dürfen, denn sie sind verpflichtet, die Aussagen und Informationen des Verteidigungsministeriums wiederzugeben.
Die GEW ist gegen eine solch frühe Beeinflussung junger Menschen, denn Soldat sein ist kein Beruf wie jeder andere: töten und getötet werden, körperliche und seelische Verletzungen erleiden gehört zum Soldatsein dazu. Es war noch nie „süß und ehrenvoll“ zu sterben, ob nun fürs „Vaterland“ oder für „unsere Freiheit“ und schon gar nicht für die Macht- und Kapitalinteressen anderer, die meist doch hinter all dem stehen.
Als Lehrer empfehle ich den geschichtsvergessenen Politikerinnen und Politikern, die da wieder meinen, Krieg sei einfach eine erweiterte Form der Diplomatie und „Kriegstüchtigkeit“ müsse durch Land und Bevölkerung wehen, Tucholsky zu lesen, z.B. „Krieg dem Kriege“, oder Kästner, um vielleicht doch eine Idee zu bekommen davon, was Krieg eigentlich heißt.
Denn dann käme man nicht umhin, den Schluss zu ziehen, den Reinhard May besungen hat:
„Sie werden nicht in Reih' und Glied marschieren Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt Auf einem gottverlass′nen Feld erfrieren Während ihr euch in weiche Kissen setzt!
Meine Söhne geb ich nicht!“
In diesem Sinne danke ich im Namen der GEW Südhessen für Euer Engagement und wünsche von Herzen einen friedlichen Hessentag!