Kriegstüchtige Schüler? Ja doch!

Meinung:

Das strack-starke FDP-Zweigestirn mit den 4 Namen hat wieder zugeschlagen.1.  Mochte der einen mit ihrer Taurus-Geilheit der Koalitionsfriede egal sein, legt nun die andere nach und verlangt, den Krieg in die Schulen zu tragen. Sie möchte Zivilschutzübungen, ein 'unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr' und den Einsatz von Bundeswehr-Personal, um zu lehren, "was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut". 

(Dafür ist die Truppe ja prädestiniert, nach den glorreichen Einsätzen in Afghanistan und Afrika.) Ein Lehrerverband, der zuvorderst als Standesvereinigung konservativer Gymnasial-Philologen gilt, sekundiert: Im Politikunterricht müsse mehr Wissen über die Bundeswehr und ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung vermittelt werden.2. 

 

Armee und Schule, das ist ein altes Thema. In seinen historischen Kontext passt Folgendes:

Im Kaiserreich, das seiner militaristischen Tradition treu geradeswegs in den 1. Weltkrieg marschierte, war, nach Wilhelm II, "die Armee die Schule der Nation". Nun, deren Leistungen beschäftigten die Welt von 1914-1918, und noch nach ihrem Untergang. 

Gustav Heinemann, der 1950 als Innenminister wegen der von Konrad Adenauer eingeleiteten Wiederbewaffnung der Bundesrepublik zurücktrat und später als 3. Bundespräsident bei passender Gelegenheit die Bundeswehr besuchte, stellte deren Rolle für die BRD klar und mahnte: "Die Schule der Nation ist die Schule". 

 

Das ist lange her, heute ist Zeitenwende, da gibt es einen Minister für 'Kriegstüchtigkeit' - mit wohlwollender Zustimmung aller Parteien, außer von Links.3.  Warum nicht anfangen bei der Jugend, der Zukunft unseres Landes? Warum jetzt immer noch Zurückhaltung bei der Durchmilitarisierung der Republik? 

Man braucht bloß ein wenig Phantasie, die sich nicht von langweiliger Friedens-, sondern von der viel spannenderen Kriegslogik leiten lässt, und schon sieht man, morgen, pünktlich 7.50 Uhr, auf dem Parkplatz der gerade umbenannten Erwin-Rommel-Schule, mitten in der Stadt, den Leo 2 anrauschen, der Panzer steht, wippt noch kurz, die Luke geht auf, heraussteigt, im Kampfanzug mit Laptop unterm Arm, unser neuer Geschichtslehrer, jung, dynamisch. Der Herr Oberleutnant wird im Lehrerzimmer begrüßt vom Direktor, der jetzt als Kommissar der Standortverwaltung Leiter dieser ‚Außenstelle’ der Division Schnelle Kräfte ist.   Vollzähligkeitsmeldung! Eine Klasse fehlt.

Schlamperei? Ach was, sie ist doch für 2 Wochen in der Geländeausbildung. 

 

Bravo, Frau Bildungsministerin, das hatte unseren Schulen noch gefehlt!  Denn die übrige Bilanz der Bildungspolitik ist ja eine Erfolgsgeschichte:

Schulgebäude in bestem Zustand, kleine Klassen, kein Unterrichtsausfall, Integration und Inklusion voll erfüllt, die Grundschulkinder liefern in internationalen Vergleichen beste Testergebnisse, und es ist nicht die soziale Herkunft oder der Geldbeutel der Eltern, der über den Schulerfolg bestimmt. Bravo nochmal! 

 

1. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Verteidigungsausschussvorsitzende, Mitglied des FDP-Präsidiums und des Vorstands der FDP-Bundestagsfraktion. Unermüdliche Treiberin von Waffenlieferungen an die Ukraine. Stimmte mit der CDU gegen die Koalition für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern.

Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Finanzausschussvorsitzende, Mitglied des Bundesvorstands und des Präsidiums der FDP. 

2.  Nach übereinstimmenden Pressemeldungen v. 18.3.2024 

3. Boris Ludwig Pistorius, Minister der Verteidigung. Von interessierter Seiter wird er gerade in Stellung gebracht als Kandidat für die Ablösung des Bundeskanzlers (SWR aktuell v. 21.3.24) 

   

Verantw.: Ralf Schrader, Marburger Bündnis Nein zum Krieg        

23. März 2024