Schöne neue Bildungswelt? Zu den Risiken der Privatisierung und Digitalisierung von Bildung

13.03.2024, 16:30 Uhr, Hotel Felix in Bensheim

Das Land der Dichter und Denker droht zum Land der Stifter und Schenker zu werden – und damit Bildung zur Ware. Immer massiver drängen die von dem Digitalpakt Schule beflügelten Digitalkonzerne Apple, Google und Microsoft in die Klassen- und Lehrkräftezimmer. Und immer häufiger übernehmen private Nachhilfeanbieter wie Schülerhilfe, Studienkreis oder abiturma die Schulbildung nach Schulschluss. Auch die Anbieter von Sprachreisen und Weiterbildungskursen wachsen rasant, denn längst sind die Bildungsbiografien der Kinder zum Statusmerkmal ihrer Eltern geworden. Der Einfluss von Unternehmen beschränkt sich längt nicht mehr nur auf Geld- und Sachspenden. Längst produziert und verbreitet die Privatwirtschaft Unterrichtsmaterialien, um sich Zugang zu Schulen zu verschaffen und dort die Vor- und Einstellungen Heranwachsender zu prägen. Die verheerenden PISA-Ergebnisse deutscher Schüler*innen deuten Privatisierungsbefürworter*innen nicht als Folge einer verfehlten Sparpolitik, sondern als Beleg für die Unzulänglichkeit staatlicher Bildungseinrichtungen schlechthin. So öffnete in Deutschland zeitweilig jede zweite Woche eine neue Privatschule ihre Pforten. Sogar Schulgebäude fallen mehr und mehr in die Hände privater Betreiber: Privatunternehmen bauen, renovieren und betreiben Schulen, werden mitunter also sogar mit der Einstellung von Hausmeister*innen und Reinigungspersonal betraut. Aber dass privatwirtschaftlicher Akteure sich in Bildungskontexten mehr und mehr ausbreiten, kann nicht die Lösung sein. Sonst droht nicht nur dem bundesrepublikanischen Bildungssystem der weitere Niedergang, sondern auch unserer Gesellschaft.